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Kein guter Champagner ohne richtigen Winter!

Tief vergraben in Ihre Mütze, Schals, Handschuhe und eine dicke Daunenjacke stellen Sie sich sicher eine der meist gestellten Fragen im Moment: warum Winter? Wozu soll diese Kälte gut sein? Da können wir Ihnen eine gute Antwort geben: kein Winter, kein guter Champagner!

Im Winter erholen sich die Weinreben

Jeder Bauer (oder Sonntagsgärtner) wird Ihnen bestätigen, dass die Natur den Winter braucht. Die Erde, die Bäume und die Pflanzen ruhen vor der Frühjahrsblüte. In dieser Zeit kann die Natur einfach mal „durchatmen“. Man kann sogar sagen, dass ein anständiger Frost den Weinreben richtig gut tut.

Der gute Einfluss des Winters auf die Böden

Fangen wir bei den Böden an. Der Frost trägt hier zur Entfestigung und Belüftung bei. Dies geschieht durch einen ganz einfachen Vorgang: sobald die Temperaturen unter null Grad sinken, verwandelt sich die Feuchtigkeit in den Böden in Eiskristalle. Das Volumen des Wassers steigt und führt zum Aufplatzen der Erdballen. Im Gegenzug hierzu trocknen die Ton-Teilchen während der Frostperioden aus und befeuchten sich wieder sobald der Frost vorbei ist.

Dieses Auflockern der Erde ist unabdingbar, denn es fördert die Wasseraufnahme der Böden. Die Winterregen können so keine kleinen Bächlein bilden und die Erosion wird gering gehalten. Die Belüftung führt auch zur Vermehrung von Mikro-Organismen, die Wurzeln können einfacher wachsen und sich so für das kommende Jahr neue Wege suchen.

Keine Krankheiten im Winter und noch viel mehr!

Der Winter schützt die Weinreben vor den häufigsten Krankheiten, wie z.B. dem Mehltau. Obwohl Mehltau bis ca. -20°C oder -25°C frostresistent ist, kann ein andauernder Frost die Mehltau-Herde zerstören, außerdem zögert die Kälte im Winter und Frühjahr sein Auftreten hinaus. Je nach Härte des Winters können die Winzer das Krankheitsrisiko einschätzen und entsprechende Vorkehrungsmaßnahmen treffen.

Vorhersehbare Risiken des Winters

Auch die Weinrebe braucht Phasen, in denen der jährliche Rhythmus unterbrochen wird. Phasen extremer Kälte zwingen die Pflanze, ihren Pflanzensaft bis in die Wurzeln zurückzuziehen. Dennoch sollten die Kälteperioden nicht zu stark und nicht zu lang sein. Unter -20°C riskiert der Rebstock abzusterben. Auch schwächen wechselnde Warm- und Frostperioden die Weinreben, das Holz kann aufspringen und die Rebe anfällig für Krankheiten machen, wie die Esca oder die Eutypiose.

Frostperioden nach den Eisheiligen, d.h. nach dem 15. Mai, sind fatal für die ersten Blätter und Blüten der Pflanzen. In besonders feuchter Atmosphäre können die jungen Sprieße bereits bei Temperaturen um die -2 bis -3°C erfrieren, in trockeneren Zeiten (Luftfeuchtigkeit < 60%) können sie Temperaturen von -4 bis -5°C standhalten.

Auch wenn Frost im Frühjahr eine komplette Ernte zerstören kann, ziehen sie nie das Absterben der Rebe selbst mit sich. In den Weinbaugebieten wird seit langem nach Frost-Schutzmaßnahmen gesucht. In der Champagne wurde eine Technik entwickelt, bei der die Reben mit Wasser bespritzt werden. Die Reben und die an ihr haftenden Knospen werden von einer Eisschicht umhüllt, die die Knospen bei 0°C einschließt und sie daher vor noch kälteren Temperaturen schützt.

Die beste Waffe, die in den besonders frostanfälligen Regionen der Champagne entwickelt wurde (Marne-Tal), ist der Anbau von Pinot Meunier. Im Vergleich zum Chardonnay und zum Pinot Noir blüht der Pinot Meunier später, ist frostbeständiger, seine Trauben sind grösser und die Erntemenge pro Hektar ist grösser. Außerdem wächst der Pinot Meunier nach eventuellen Frostschäden nach. Die Champagnerwinzer aus dem Marne-Tal haben Glück, denn der Pinot Meunier gedeiht besonders gut auf den reichhaltigen, lehmigen und fruchtbaren Böden, vor allem im Westen des Marne-Tals.

Wenn wir also im Winter vor Kälte frösteln, können wir uns auf die in Aussicht stehenden Champagnerverkostungen freuen, denn der Champagner wird gut!

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